Die Sitzung des
Ortsbeirates 5 am 15.05.2020 wies im Zuge der Maßnahmen zur Bekämpfung der
Corona-Pandemie einige Besonderheiten auf. Die Bürgerfragestunde entfiel, die
Anzahl der Besucher war von vorn herein auf 16 Personen inklusive der
Pressevertreter und der sonstigen Mandatsträger beschränkt worden, und auch die
Tische der Ortsbeiratsmitglieder standen einzeln mit ausreichend Mindestabstand,
so dass fast die gesamte Fläche des Depots in Oberrad von den 19 Ortsbeiräten
genutzt wurde.
Diese Regelungen sind
im Vorfeld zwischen dem Büro der Stadtverordnetenversammlung und den
Ortsbeiratsfraktionen ausgehandelt worden. Die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 5
hatte sich auch für die Möglichkeit eingesetzt, den Ortsbeirat als
Videokonferenz tagen zu lassen, leider vergebens. Die Hessische Gemeindeordnung
(HGO) ließe dies nicht zu, wie man uns mitteilte. Allerdings hatte diese Art
des Tagens auch seine Vorteile: Jedes Ortsbeiratsmitglied hatte ausreichend
Platz und ein eigenes Mikrofon.
Wie auch schon auf der
letzten Ortsbeiratssitzung im März gab es ein erkennbares Bemühen aller
Fraktionen die meisten Anträge ohne längere Debatte im Konsens zu beschließen
und nur die wirklich strittigen Themen im Plenum auszudiskutieren.
Zu den noch offenen
Beschlussvorlagen gehörte ein Antrag der SPD und der Linksfraktion, einen
befestigten und v. a. beleuchteten Schulweg zwischen der Heimatsiedlung und der
Riedhofschule zu schaffen. Dieser Antrag wurde als Elternwunsch bei einer
Ortsbegehung zur Schulwegsicherung so geäußert. Die Mehrheit im Ortsbeirat 5,
bestehend aus CDU, Grünen und FDP tat das, was sie seit nunmehr viereinhalb
Jahren tut: Sie lehnte eine an sich gute und vernünftige Idee unabhängig von
der Sinnhaftigkeit der eigenen Argumentation ab. Begründung diesmal: Der
Schulweg brauche nicht beleuchtet zu werden, dass sei nicht gut für Insekten
und Kleintiere, außerdem sei es ja hell, wenn Grundschüler zur Schule gehen.
Unsere Einwände, dass die Koalition unlängst einen nachts hell erleuchteten
Fahrradschnellweg durch den Stadtwald beschlossen habe und dass es im Winter zur
ersten Stunde um acht Uhr durchaus noch dunkel ist, fruchtete leider gar nicht.
Stattdessen wurde ein Antrag der Grünen angenommen, der lediglich die
Ausbesserung des bereits bestehenden Gehweges vorsieht.
Das gleiche Spiel
hinsichtlich des Antrages der SPD-Fraktion, den Verbindungsweg am
Brückenspielplatz zwischen Gutzkowstraße und Schifferstraße in eine Fußgängerzone
umzuwidmen. Unser Ziel war es nach einer Vielzahl von Elternbeschwerden, die
dort durchfahrenden Radfahrer zu mehr Rücksicht auf die spielenden Kinder
anzuhalten und dafür auch eine größere rechtliche Handhabe zu bekommen. Die
Mehrheit lehnte ab mit dem für uns bemerkenswerten Argument, man dürfe jetzt
die Befürworter des Radentscheides – den zumindest die FDP bis vor einem Jahr
noch hingebungsvoll bekämpft hatte – nicht verärgern. Dies war an diesem Abend
schon die zweite Entscheidung von CDU, FDP und Grünen, die so gar kein
Interesse an den Rechten der Kinder erkennen ließ.
Fast erleichtert haben
wir somit die Zustimmung der Koalition zu unserem Antrag zur Kenntnis genommen,
den Spielplatz im Elly-Lucht-Park in Niederrad flächenmäßig zu vergrößern. Denn
dieser Spielplatz ist zwar der kleinste in Niederrad, aber auch einer der am
meisten frequentierten.
Endlich entschieden
wurde der Antrag der SPD-Fraktion zur Nachverdichtung in der
Fritz-Kissel-Siedlung in Sachsenhausen. Wir wollten erreichen, dass die Bestandsmieter
keine Verschlechterungen der Wohnbedingungen in Kauf nehmen müssen, etwa durch
fehlende Aufzüge in die aufgesetzten Stockwerke und den Wegfall der
Dachkammern. Zu Beginn der Aussprache verlas der Ortsvorsteher Becker eine
Mitteilung des Magistrats zu diesem Thema, dass der Einbau von Fahrstühlen
wegen eines angeblichen Denkmalschutzes der Gebäude ohnehin nicht in Frage
käme. Dem haben wir widersprochen. Die Fritz-Kissel-Siedlung steht lediglich
unter Ensembleschutz, was den Einbau von Fahrstühlen durchaus zulässt und in
der Vergangenheit bei einzelnen Häusern ja auch schon geschehen ist. Auch unser
Hinweis auf Bestimmungen der Baugesetzgebung, wonach Häuser von mehr als 13
Meter Höhe einen Fahrstuhl haben müssen und einer Verordnung des hessischen
Wohnungsbauministeriums, nach welcher 20 Prozent aller Wohnungen in
Mietshäusern barrierefrei sein müssen, half nichts. Die Dachkammern, die nach
der Aufstockung wegfallen, obwohl die Mieter dafür Miete zahlen, erklärte man
kurzerhand zu einem mietrechtlichen Problem – und lehnte ab. Wir finden: Der
Magistrat sollte so bald wie möglich mit den Mietern der Fritz-Kissel-Siedlung
in Dialog treten und deren Wünsche ernsthaft berücksichtigen!
Angenommen wurde ein
Antrag der SPD-Fraktion, der sich mit illegalen Müllabladungen in den Oberräder
Gärten beschäftigt. Aus unserer Sicht ein besonderes Ärgernis, da das
betreffende Areal vor einigen Jahren nicht als Bolzplatz für die Jugendlichen
im Stadtteil genutzt werden durfte, da im Frankfurter Grüngürtel gelegen.
Ebenfalls positiv
beschieden wurden die SPD-Anträge zu Corona-Untersuchungen von am Frankfurter
Flughafen ankommenden Passagieren sowie zur Transparenz bei den Ausnahmen zum
Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen, gegen den erwartbar nur die FDP gestimmt
hat.
Bei dem Antrag der
Linken in der Stadtverordnetenversammlung, die Sperrung des nördlichen
Mainufers fortzusetzen, hat sich die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 5 enthalten.
Zwar stimmen wir dem grundsätzlichen Ziel der Mainkaisperrung, nämlich
Autoverkehr aus der Frankfurter Innenstadt heraus zu halten, zu und sehen auch
die Notwendigkeit einer weiteren Evaluation in dieser Frage, da der
Corona-Lockdown bislang keine belastbaren Zahlen zur Verlagerung der
Verkehrsströme an das südliche Mainufer und nach Sachsenhausen erbracht hat.
Dennoch können wir nach wie vor kein durchdachtes Konzept des Magistrats für
eine Verkehrswende in ganz Frankfurt erkennen, in dem Lasten und Chancen
solcher Straßensperren auf beiden Seiten des Mains gerecht verteilt sind.